Estacion Esperanza

Bericht von Jacob Duda

Nur wenige Tage nach meinem Abitur stieg ich am 5. Juli 2024 ohne besondere Erwartung und mit eher beschränkten Spanischkenntnissen in den Flieger nach Lima. 

Nach meiner Abitur

Nur wenige Tage nach meinem Abitur stieg ich am 5. Juli 2024 ohne besondere Erwartung und mit eher beschränkten Spanischkenntnissen in den Flieger nach Lima. Heute, an meinem letzten Tag nach vier Monaten Volontariat, fühlt sich das wie vor einigen Tagen an. Meine Zeit war gefüllt mit wunderschönen, warmen, manchen komischen und erinnerungsträchtigen Momenten, ermöglicht durch die große Zuneigung des Teams von Estación Esperanza. Die Verabschiedung ist mir sehr schwergefallen.

Sinn in der Sache

Besonders gerne erinnere ich mich an die strahlenden Gesichter der zwölf Kinder, die den Estación Esperanza-Kindergarten besuchen. Dort hat man meine Hilfe gebraucht und ich habe in der Betreuung dieser Kinder echten Sinn gefunden. Es tut gut zu wissen, dass man mit seiner Arbeit den Kindern ein Stück gesunde Welt in einem sonst so desolaten Umfeld geben kann.

Englisch-Unterricht und Nachhilfe

Sehr viel Freude bereitete mir auch das Erteilen von Englischunterricht. Im diesem außerschulischen Unterricht gingen die Jugendlichen richtig auf und fanden die Motivation, meinem notdürftig improvisierten Unterricht zu folgen. Auch dort glaube ich, wirklich gewirkt zu haben und ich habe schöne Freundschaften geschlossen.

Des Weiteren gab ich zweimal wöchentlich Nachhilfe und baute dabei sehr gute Beziehungen zu meinen Schüler*innen auf. Vor allem musste ich mich hier um die Motivation der Kinder kümmern, die danke des mangelhaften Schulsystems völlig am Boden lag. Der Abschied fiel auch hier sehr schwer.

Sonntags kochten jeweils wir Freiwilligen für das ganze Team. Während dies früher überhaupt nicht zu meinen Qualitäten gehörte, macht es mir jetzt richtig Spaß.

Schnell eingelebt und Spanisch lernen

Privat fühlte ich mich allgemein sehr wohl. Ich wohnte bei einer Familie aus dem Team, hatte ein eigenes Zimmer, nette Co-Freiwillige und wahnsinnig leckere gemeinsame Mahlzeiten. Hin und wieder setzten wir uns zum Kartenspielen zusammen und vor allem beim Busfahren konnte ich viele gute Gespräche mit meinen Mitbewohnern führen. Vom ganzen Team wurde ich sehr warmherzig behandelt und ich fühlte mich nie wie ein Tourist oder ein Fremder.

Schon am ersten Tag wurde ich von einem Teammitglied zusammen mit zwei Jungs aus dem Viertel abgeholt und bin mir meiner Spanischdefizite direkt bewusst geworden. In Ventanilla spricht kaum jemand Englisch, sodass Spanisch lernen schnell zu einer grundlegenden Motivation wurde. Einmal wöchentlich traf ich mich fortan mit einer Lehrerin aus Lima und mit etwas Fleiß war die Kommunikation schon bald kein Problem mehr. 

Was nehme ich mit

Eine weitere Schwierigkeit war für mich das Thema Toleranz. Meine Musik gilt in christlichen Kreisen in Peru als verboten. Ich höre gerne Manu Chao. Er ist Kommunist und das ist in Peru ein absolutes No Go. Für mich war das zuerst sehr unverständlich und ich fühlte mich in meiner Freiheit bedrängt. Im Hintergrund steht jedoch die argentinische Geschichte und wie ich dies dann verstand, trug ich jeweils Kopfhörer.

Kulturelle Normen sind anders und „Rückschrittigkeit“ kann sehr bedrängend sein. Man fängt dann aber an, mehr nach den Hintergründen zu suchen. So reagiert man häufig auf scheinbare Intoleranz mit Toleranz, was mir, glaube ich, mein Leben lang noch helfen wird Peru hat mich herausgefordert. Ich musste Toleranz, Sprache, zwischenmenschliche Kommunikation, Eigenständigkeit uvm. neu lernen. Ich denke, dass mir das gut gelungen ist. Dabei hat mir vor allem meine Neugierde, mein soziales Wesen und meine Gespräche mit anderen deutschsprachigen Mitgliedern von Estación Esperanza geholfen. Ich glaube, gerade weil das Umfeld sehr divers war, konnte ich viel mitnehmen.

Jetzt bleiben mir gute Erinnerungen, neue Freundschaften v.a. zu meinen Co-Freiwilligen, solide Spanischkenntnisse und ein Rucksack voller Geschenke, die ich meinen Freunden und meiner Familie mitbringen kann. Ich bin überzeugt, dass ein Volontariat bei Estación Esperanza für Jede*n etwas Wertvolles sein kann, der bereit ist, seine Komfortzone zu verlassen. Der Schritt lohnt sich.

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