Estacion Esperanza

Jahresbericht 2022

Wir schauen voller Dankbarkeit auf die vergangenen 12 Monate zurück: Wachsende Projekte, lachende Gesichter, finanzielle Versorgung, erste Bauetappe abgeschlossen, vertrauenswürdige und motivierte Mitarbeitende und vieles mehr.

Januar

Nach drei Wochen reduziertem Betrieb, während denen etliche Teammitglieder ihre Ferien bezogen, trafen wir uns am 20. Januar für die Jahresplanung. Miriam nutzte die ruhigere Projektzeit dafür, ihre Disposition für die Masterarbeit zu schreiben.

Nachdem sie während der Coronazeit drei CAS absolviert hatte, schrieb sie im Jahr 2022 ihre Masterarbeit zum Thema Kommunikationsschwierigkeiten in interkulturellen Teams (Fokus sind die Andenländer wie Peru). Der Master in Führungspsychologie und Leadership soll ihr helfen, die Leitungsarbeiten kompetenter wahrzunehmen. 

Dieses Jahr arbeiteten wir mit dem Schulhaus Mision Integral zusammen. Es befindet sich in Pachacutec und bietet Primar- sowie Sekundarschule an. Die Direktorin ist Vereinsmitglied von Estación Esperanza Peru. Da es mit dem Auto von EsEs Kouri Hanna rund 30 Minuten bzw. von EsEs Pachacutec 15 Minuten Schulweg sind, organisierten wir den Transport für die Kinder. Täglich brachte und holte jemand vom Team die Kinder. 

Es wurden 20 Kinder in das Unterstützungsprogramm aufgenommen. Diese Schülerinnen und Schüler bezahlten monatlich anstatt CHF 80 nur CHF 15 Schulgeld. Unsere Subventionierung wurde unter der Voraussetzung ausgerichtet, dass sich die Eltern an Elternbildungsveranstaltungen und am Erziehungscoaching beteiligten. Dazu verpflichteten sie sich mit ihrer Unterschrift. 

Februar

Mitte Dezember begannen in Peru die dreimonatigen Sommerferien.  Vor allem Kinder aus ärmeren Schichten langweilen sich sehr während dieser Zeit. Mit der grossen Unterstützung eines 13-köpfigen Teams aus einer Kirchgemeinde in der Nähe von Huancayo (Andengebiet) führten wir eine Kinderwoche in beiden Projekthäusern durch. Am Morgen fand das Programm in Kouri Hanna statt und am Nachmittag in Pachacutec.

Jeden Tag kamen rund 50 bzw. 60 Kinder und auch einzelne Mütter und nahmen an Aktivitäten wie Basteln, Backen und Spielen teil. Den Kindern wurden christliche Werte anhand von Theatern und kreativen Inputs vermittelt. Das bildete für viele eine sehr willkommene Abwechslung während den monotonen Ferien. 

Im Februar kam die erste Bauphase auf unserem Grundstück in Peru zu einem Ende.

Konkret heisst das:

  • das Grundstück wurde gereinigt, von allem möglichen Unrat, aber auch von Steinen u.ä. befreit und auf diese Weise für den Baustart vorbereitet,
  • der Boden wurde eingeebnet,
  • die Schwierigkeiten mit der Bau-Mafia konnten gelöst werden,
  • ein erdbebensicheres Fundament entstand (was bei den schwierigen Bedingungen der Bodenbeschaffenheit – hauptsächlich Sand, vielfach mit Salzeinschüssen – eine herausfordernde Angelegenheit war),
  • auf das Fundament wurden Säulen aufgerichtet und darauf kam ein Dach – womit mindestens im Rohbau das Parterre entstand.

März

Mitte März begann der Schulunterricht wieder. Dieses Jahr führen wir im Projekthaus Pachacutec einen kleinen Pilotkindergarten mit 12 Kinder durch. Grössere Einheiten sind in diesem Gebäude nicht erlaubt. Zwei unserer Mitarbeiterinnen leiten ihn.

April

Mitte April führten wir den ersten Kindernachmittag auf dem Baugelände durch. Wir wollten die Kinder der Nachbarslums gerne kennenlernen. Wir starteten mit einem Programm, das die Freude am Lesen förderte: Lectura en tu barrio (= Lektüre in deiner Nachbarschaft). Viele Kinder, die vor der Pandemie lesen konnten, hatten dies wieder verlernt. Hauptbetroffen waren jene, die staatliche Schulen besuchten. Im Gegensatz zu den Privatschulen führten diese während der zwei Jahre Schulschliessung keinen Online-Unterricht durch. 

Häusliche Gewalt gegen Frauen ist in Peru ein gewaltiges Problem. Obwohl das Gesetz die Frauen schützt, wird die Gewaltspirale selten durchbrochen. Professionelle Täterarbeit gibt es in Peru nicht. Die Bevölkerung wird kaum für das Thema häusliche Gewalt sensibilisiert. Daniela Hirt (Fachfrau für häusliche Gewalt und Täterarbeit in Deutschland) besuchte EsEs für drei Wochen. Sie gab einigen vom EsEs-Team sowie anderen Interessenten ihr Wissen in der Arbeit mit gewalttätigen Männern weiter. Wir versuchten, auch andere Möglichkeiten im Kampf gegen häusliche Gewalt aufzugleisen: Aufbau und Stärkung von Netzwerken und Öffentlichkeitsarbeit. Für das Jahr 2023 ist ein weiterer Besuch von Danielasowie den eines erfahrenen Männer- und Gewaltberaters geplant.

Wir durften das erste Jahresfest im Projekthaus Pachacutec feiern. Alle Gruppen (Ballett, Teenager, Nähgruppe, Kinder, Sportgruppe, Tanzgruppe usw.) stellten zu Musik mit einer kleinen Darstellung ihre Aktivitäten dar.  

Mai

Die Kindernachmittage, mit welchen wir Mitte April auf dem Grundstück bzw. auf dem Baugelände in Mi Peru gestartet hatten, wurden rege besucht. Das Programm zur Leseförderung stiess auf grosses Interesse. Etwas, was an diesem neuen bzw. dritten Estación Esperanza Standort speziell und sehr erfreulich war: die freiwillige Unterstützung durch Nachbarinnen.

Diese luden von sich aus Kinder ein, verteilten unsere Flyer und halfen jeden Samstag tatkräftig beim Programm mit. Dank diesen personellen Ressourcen konnten wir an den Samstagnachmittagen auch für die Mütter ein kleines Programm mit familienspezifischen Themen durchführen. Das Team von Estación Esperanza (10 Leute) wäre sonst überfordert gewesen. Es führte nämlich an Samstagen gleichzeitig Programme an allen drei Standorten durch. 

Juni

Dieses Jahr führten wir den Fortsetzungskurs «nie mehr pleite sein» zum Thema Umgang mit Geld durch. Das Angebot galt für alle, die im Jahr 2021 den ersten Kurs absolviert hatten. Für Eltern, deren Kinder von uns Stipendien beziehen, war die Teilnahme obligatorisch. Während einem halben Jahr trafen wir uns monatlich einmal. Der lange Zeitrahmen ermöglichte den Teilnehmenden, persönliche finanzielle Ziele zu erreichen: Geld für eine bestimmte Anschaffung sparen, Schulden begleichen usw. Wer sein Ziel erreichte, erhielt eine Medaille.

Noch wertvoller war jedoch die Erfahrung, dass man mit einem Finanzplan und einem definierten monatlichen Budget nicht mehr konstant pleite sein muss. Anschaffungen können getätigt werden, ohne dass man immer Kredite aufnehmen muss. Die damit verbundenen Zinsen (in Peru oft bis zu 50%) sind Geld, das anders investiert werden kann. Gemäss Schätzungen sind bis zu 80% der Menschen in Lima (ca. 11 Millionen Einwohner) verschuldet.

Dieses Jahr führten wir zwei Basare durch (Juni und Dezember). Die Kinder und Mütter konnten gegen Tickets (für Teilnahme an den Programmen) Secondhandkleider und Spielsachen kaufen.


Juli

Ende Juli organisierten wir ein Jugendwochenende in einem Lagerkomplex. 40 Jugendliche nahmen daran teil. Wir verbrachten zweieinhalb unvergessliche, fröhliche Tage in Cieneguilla, einer Ortschaft ausserhalb Limas. Das vielseitige Programm beinhaltete Spiele, Zeit im Schwimmbecken sowie Schoggibananen- und Marshmallows-Bräteln am Lagerfeuer. Lobpreiszeiten und tiefgreifende Momente durften auch nicht fehlen.

Gleich anschliessend an das Jugendwochenende gestalteten wir je drei Tage Kinderprogramm im Projekthaus Kouri Hanna und im Projekthaus Pachacutec. Es freute uns sehr, dass viele Jugendliche während der Kinderwoche tatkräftig mithelfen wollten. Sie unterstützten uns beim Basteln, Spielen, Choreografien, Vorbereitung der Snacks, Aufräumen und Reinigen. Zuerst, während dem Jugendwochenende, waren sie Teilnehmende und jetzt in der Kinderwoche wurden sie bereits als Mitleitende eingesetzt. Eine neue Erfahrung für viele, welche zur Stärkung des Selbstwertgefühls beitrug. 

August

Wir suchen stets nach Möglichkeiten, jungen Menschen Perspektiven zu geben. So starteten wir in Pachacutec mit einem Handy-Reparaturkurs. Junge Menschen können bei uns nun lernen, wie man Handys repariert. Die Idee: Dank des neuerworbenen Wissens ein kleines Einkommen generieren.

September

Viele Frauen haben einen eintönigen Alltag: Auf dem Markt einkaufen, kochen, mit den Nachbarinnen austauschen, Kinder versorgen und am Abend den Mann bedienen – und das jeden Tag. In EsEs Pachacutec können sie neu in diesem Jahr mehrmals wöchentlich Sport treiben und so etwas Gutes für ihren Körper tun. Dies wiederum stärkte ihr Selbstvertrauen.

Oktober

Wir starteten mit einem Pärchen-Kurs. Ehekurs kann man nicht sagen, da in den Slums viele Paare nie heiraten. Der Kurs dauerte sieben Wochen. Das Arbeitsmaterial sowie die Filme für den Kurs kamen von Campus für Christus. Folgendes war wichtig im Kurs: Zeit für Aufgaben und Kommunikation zu zweit (als Paar) und romantische Atmosphäre inkl. Apéro und am letzten Abend ein romantisches Abendessen. Es nahmen rund 15 Pärchen teil.

Ende Oktober kamen via der deutschen Organisation Forum Wiedenest e.V. zwei neue Volontärinnen. Sie unterstützen EsEs für neun Monate. Die Idee ist, dass eine Kooperation entstehen kann und jährlich etwa zwei Volontärinnen via Wiedenest ins Projekt kommen. Diese sind jeweils sehr gut vorbereitet.

November

Am 27. November durften wir „8 Jahre Estación Esperanza Kouri Hanna“ feiern. Zu diesem Zeitpunkt besuchten uns zwei Vorstandsmitglieder vom Verein Estación Esperanza Schweiz. Daniel Bützberger (Finanzen) und Rolf Kühni (Vizepräsidium/Kommunikation) feierten auch mit. 

Die Gelegenheit ihres Besuches nutzten wir, um die Vorstandsmitglieder des Vereins EsEs zu einem Abendessen einzuladen. Die Feedbackrunde dabei ergab wertvolle Impulse für die EsEs Leitung.

Dezember

Die Frauen vom Schneiderkurs nähten in diesem Jahr verschiedene Handarbeiten. Diese konnten an drei verschiedenen Weihnachtsmärkten in Lima verkauft werden.

Die Zeit vor Weihnachten war geprägt von verschiedenen Estación Esperanza-Weihnachtsanlässen (Kinderfeier, Jugendgruppe, Gottesdienst, usw.). Am grössten Weihnachtsanlass bereicherte eine freiwillige externe Theatergruppe das Fest. Rund 400 Personen kamen auf unserem Grundstück in Mi Peru zusammen.

Panettone und heisse Schokoladenmilch durften zu diesen Feiern nicht fehlen, denn diese gehören zur Tradition in Peru. Wir sind dankbar für den Schweiz-Club hier in Lima, der den Panettone, die Schokoladenmilch sowie einige Geschenke sponserte. 

Zu guter Letzt

Zu guter Letzt möchten wir von Herzen allen danken, welche uns im vergangenen Jahr un- terstützt haben. Vor allem:

  • Allen Spenderinnen und Spendern
  • Allen, die uns mit guten Gedanken bzw. im Gebet begleiteten
  • Allen freiwilligen Mitarbeitern hier und in der Schweiz
  • Dem Vorstand Estación Esperanza Schweiz, welcher uns tatkräftig gerade auch in dieserherausfordernden Zeit unterstützt
  • Dem Vorstand Estación Esperanza Peru, welcher mit uns Ideen entwickelt und auch beider Umsetzung hilft.
  • Der Schweizerische Missions-Gemeinschaft (SGM) für die wichtige administrative Arbeitim Hintergrund

Ausblick 2023

Ende Januar 2023 wird uns ein Architekt aus der Schweiz besuchen. Er wird in Lima einige Schulen und soziale Projekte besuchen. Die Idee ist, unsere Baupläne für das Grundstück in Mi Peru mit neuen Ideen zu bereichern. Unser Ziel ist es, im Jahr 2023 die zweite Bauetappe durchzuführen. Darin enthalten ist das Fertigstellen des Kindergartens.

Estación Esperanza wird im Jahr 2023 mit dem Schulhaus Mision Integral zusammenarbeiten. Via Patenschaften werden wir voraussichtlich rund 20 Kindern nochmals die Chance geben, die erwähnte Schulen zu besuchen. Finanziell schwache Familien werden wir weiterhin coachen. Bei Notfällen werden wir zusätzlich noch einzelne neue Kinder aufnehmen.

Im Projekthaus Pachacutec werden wir wieder einen kleinen Kindergarten mit täglich Unterricht haben. Ausserdem werden wir viele andere Kinder fördern und bei den Hausaufgaben unterstützen.

Unsere Mitarbeiterin Evely ist ausgebildete Kleinkinderzieherin. Da sie bei der Arbeit ihre zwei kleinen Töchter (6 Monate und 2 Jahre) dabeihaben möchte und wir sehen, dass Kinderhüte auch für die Kleinkinder von anderen Mitarbeitenden sowie einige Frauen des Slums nötig ist, starten wir mit diesem Angebot. Evely, mit Unterstützung von Volontärinnen, wird ab Februar 2023 von 8:00 bis 15:00 eine kleine Kinderhüte leiten. 

Zudem ist ein weiterer Handy-Reparaturkurs, ein Nähkurs (gedruckte und selbstgenähte Taschen), Ausbildung für Täterarbeit (Prävention häusliche Gewalt), Finanzkurs, Lager und Kinderwochen geplant.

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