Rundbrief Januar 2023
Wir wünschen alles Gute für das Jahr 2023, Gesundheit, Freude und Gottes Segen.
Es freut uns in diesem Rundbrief noch von einigen Highlights im Dezember 22 zu erzählen. Dazu gehört ein unvergessliches Weihnachtsfest auf dem Grundstück in Mi Peru sowie der Päärchenkurs. Zu dem ist ein Bericht von einem Projektbesuch (Rolf Kühni) aufgeführt.
Bitte denkt bzw. betet für die politische Situation bzw. die grossen Unruhen in Peru. Bis jetzt wurden wir nicht direkt damit konfrontiert, doch vor wenigen Tagen sind Leute aus den ländlichen Regionen in Lima einmarschiert, um zu demonstrieren (inkl. Vandalismus).
Weihnachtsfest «a la Bethlehem Stall»
Das diesjährige Estación Esperanza Weihnachtsfest veranstalteten wir auf dem Grundstück in Mi Peru. Die Familien aller drei Standorte (Kouri Hanna – Ventanilla, Mi Peru und Pachacutec) waren eingeladen. Im Stall in Bethlehem gab es wohl weder Strom noch Wasser. Die Situation auf dem Grundstück passte sehr gut dazu: Keine Toiletten, kein Strom (bzw. wir kauften ein langes Kabel und durften dieses bei einer Nachbarsfamilie anschliessen), keine Stühle, viel Staub usw.
Doch es war ein sehr schöner Anlass. Wir kriegten Besuch von einer externen Jugendgruppe, die mit Theater, Liedern und interaktiven Beiträgen die Weih- nachtsgeschichte vermittelte. Auch der Chef des Nachbarsslums besuchte uns. Vor zwei Jahren waren er und sein Vorstand gegen den Bau und erschwerte uns den Mauerbau.
So können sich Dinge ändern. Am Schluss des Anlasses durften wir allen ein Stück Panetone und einen Schokoladendrink (darf in Peru an Weihnachten nicht fehlen), sowie für alle Kinder einen Ball mit Elastikband schenken. Auch dieses Mal spendete der Lima Schweizerclub die Verpflegung sowie 500 Bälle.
Pärchenkurs
Im Dezember durften wir den siebenwöchigen Pärchenkurs mit einem romantischen Abendessen abschliessen. Albert (Mitarbeiter EsEs) bereitete dafür Cordon Bleu vor. Die meisten kannten dies überhaupt nicht und erkundigten sich vorher, was dies denn sei. Ein Höhepunkt war, dass Fernando nach acht Jahren Beziehung (haben zudem zwei kleine Kinder) seiner Partnerin einen Hochzeitsantrag machte.
Sie sagte: „Das habe ich mir immer gewünscht, doch nicht geglaubt, dass dies geschehen würde“. Auch drei Pärchen von unserem EsEs Team absolvierten den Kurs. Ihre Beziehungen konnten gestärkt werden. Ein Pärchen brach den Kurs ab, denn ihre schwerwiegenden Probleme ermöglichten nicht, dass sie Themen wie die „Fünf Sprachen der Liebe“, Sexualität, Einfluss der Herkunftsfamilie usw. in Ruhe besprechen konnten. Carlos und ich begleiten dieses Paar nun in Privatsessionen.
Ausblick Jahr 2023
Ende Januar besucht uns ein Architekt aus der Schweiz. Er kontaktiert in Lima etliche Schulen und soziale Projekte. Wir gehen davon aus, dass er unsere Baupläne für das Grundstück in Mi Peru mit zusätzlichen Ideen bereichern wird. Wie es aussieht, können wir dieses Jahr die zweite Bauetappe durchführen. Darin enthalten ist das Fertigstellen des Kindergartens.
Unsere Mitarbeiterin Evely ist ausgebildete Kleinkinderzieherin. Da sie bei der Arbeit ihre zwei kleinen Töchter (6 Monate und 2 Jahre) dabeihaben möchte und wir zudem realisieren, dass wir neu eine Kinderhüte benötigen (sowohl für die Kindern von Mitarbeitenden wie auch für etliche Frauen aus den Slums), organisieren wir neu dieses Angebot. Evely, mit Unterstützung von Volontärinnen, wird ab Februar 2023 von 8:00 bis 15:00 eine Kinderhüte leiten.
Zudem sind ein weiterer Handy-Reparaturkurs, ein Nähkurs (bedruckte selbstgenähte Taschen), ein Finanzkurs, ein Lager und sowie Kinderwochen geplant. Im Dezember führten Carlos und ich mit allen Mitarbeitenden Jahresendgespräche durch. Wir bekamen wertvolle Impulse. Verschiedene Ideen werden wir in den nächsten Monaten umzusetzen versuchen. Wir sind dankbar, dass unser Team ehrlich ist und schon grosse Fortschritte gemacht hat, was das Vermitteln von konstruktiver Kritik anbelangt. Dies ist in Lateinamerika keine Selbstverständlichkeit.
Aus den Resultaten meiner Masterarbeit (konnte Ende 2022 den Master in Leadership und Führungspsychologie abschliessen) wurde deutlich, dass die indirekte Kommunikation und Schamkultur gerade in den Andenländern stark verbreitet sind. Umso bewusster möchten wir dieses Jahr weiter mit dem Team am Geben und An- nehmen von konstruktiver Kritik bzw. generell an der Kommunikation arbeiten.
Bericht von einem Projektbesuch
(Rolf Kühni, Sargans)
“Nachhaltigkeit” ist ein Wort, das im Marketing wohl öfter missbraucht als gebraucht wird. Trotzdem ist es das Wort, das Daniel Bützberger (Ressort Finanzen) und ich, Rolf Kühni (Ressort Kommunikation) einfällt, wenn wir über unseren Besuch in Ventanilla erzählen. Und zwar weil Nachhaltigkeit im Projekt gelebt wird und keine leere Worthülse ist. Nachhaltigkeit im Kontext von Estación Esperanza bedeutet nämlich: Menschen orientieren sich neu, übernehmen konstruktiv die Verantwortung für ihr Leben, distanzieren sich aktiv von belastenden Einflüssen und Gewohnheiten und sozialisieren sich in einer Gruppe, in der ihre Bemühungen unterstützt und gefördert werden. In unserem Fall handelt es sich bei dieser Gruppe um eine christliche Gemeinde, die mit Estación Esperanza in engem Kontakt steht und unsere Werte vollumfänglich teilt.
Was wir in den Gebieten nördlich von Lima erlebten, die wir als Vorstandsmitglieder des Schweizer Unterstützungsvereins besuchten, beeindruckte uns gewaltig. Ich selber, als Vater von Miriam schon sehr lange in das Projekt involviert, bin wohl dessen kritischster Unterstützer: Ich habe die meisten “Aber …”, und ich formuliere diese nicht nur klar, sondern auch öffentlich. Bewusster als je zuvor muss bzw. darf ich nun “aber” sagen, dass da sehr gute Arbeit geleistet wird.
Die Projektleitung wie auch das ganze Team haben immer wieder gute, überraschende Ideen und setzen diese in die Praxis um. Sie haben ein Auge für das, was im Eifer des Alltags oft vergessen geht und sogar zwei Augen für jene Men- schen, die ebenfalls oft vergessen gehen. Ihr Glaubenszeugnis ist authentisch ohne Zwänge, liebevoll ohne Aufdringlichkeit. Das Ganze ist zudem geprägt von einer ansteckenden Fröhlichkeit.
Die Arbeit, verbunden mit einer grossen Präsenz, ist anspruchsvoll. Sorge bereitet uns, dass permanent eine grosse Hektik herrscht. Diese ist systemimmanent und steht im Kontext mit dem alltäglichen Leben aller Menschen in dieser Gegend. Täglich geschieht Unerwartetes, nicht Geplantes, oft Dramatisches. Im Gegensatz zu unserem gut organisierten Leben, führen solche Ereignisse dort meistens zu Auswirkungen, die zu bewältigen äusserst viel Kraft kostet. Das macht müde. Wir brachten das Anliegen in den Vorstand ein, dass alle operativ Tätigen verpflichtet sein müssen, genügend gut auf ihre Gesundheit zu achten. Nicht zuletzt geht es auch um die Spannung zwischen Qualität und Quantität. Die Projektleitung sollte von der Pflicht entlastet sein, dank vieler Aktivitäten den Spenderinnen und Spendern gegenüber möglichst viele Projekte aufzählen zu können. “Nachhaltigkeit” ist, wie oben erwähnt, wahrhaftig etwas anderes.
Interview mit Miriam Bernales
Ruedi Josuran machte mit Miriam ein Interview, das über diesen Link miterlebt wird:
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