Estacion Esperanza

Rundbrief Juni 2024

Grüezi miteinander!
Es ist kühl geworden. Wir stecken in unseren dicksten Pullis, träumen von Heizungen und Isolationen. Doch dieses Jahr sind wir resistenter gegenüber dem grauen Lima-Winter. Gerne erzählen wir weshalb. Erfreuliches gibt es auch zu berichten über eine Art ‘Wissenstransfer’ Schweiz-Peru, im Zusammenhang mit Kindergarten Elterngesprächen. 

“Cup of Color”

Schon im letzten Rundbrief berichteten wir über den vierwöchigen Einsatz der vier Künstler dieser NGO. Sie waren es, die unsere grauen Tage in Farbe verwandelten. Die aussagekräftigen Wandbilder an den Gebäuden und an der Vorderseite der Grenzwand mit dem Satz «creemos que puedes brillar» (= wir glauben, dass du leuchten kannst) erfreuen alle Besuchenden. Auf den Wänden kann man Folgendes sehen: 

Merkmale der drei peruanischen Landschaftsregionen: Sierra (Andengebiet), Selva (Regenwald), Costa (Küste). Jede Region hat ihre einheimischen Tiere, Gerichte, Musik, Kleider, Feste und Tänze. Die Peruaner sind stolz auf ihre kulturelle Vielfalt und zelebrieren diese mehrmals im Jahr bzw. während dem ganzen Jahr (z.B. Volkstänze bzw. entsprechende Tanzgruppen sind gerade bei jungen Leuten sehr beliebt) 
Aktivitäten von Estación Esperanza: Bildung, Sport, Sorge zur Umwelt 

Kinder, Mütter, Grosseltern und sogar Väter(!) halfen beim Malen mit. Die Tore von Estación Esperanza standen während des Besuchs von «Cup of Color» meistens offen und es konnten neue Beziehungen zu Nachbarn geknüpft werden. Zu den treusten Besuchern zählten die «Fussball-Jungs». Da ihre Eltern den ganzen Tag arbeiten und sie somit viele Stunden auf der Strasse verbringen, genossen sie es, an einem Ort willkommen zu sein. Wir versuchen nun durch ein Fussball-Angebot, die Kontakte zu diesen Jungen weiter zu vertiefen. 

Kürzlich nahm ein Künstler aus der Umgebung mit Carlos Kontakt auf. Unter dem Mot-to «muros que educan» (= Wände, die bilden) möchte er gerne mit einigen Kindern von EsEs einen zusätzlichen Wandabschnitt bei uns malen – und zwar ohne Lohn. Zudem möchte der Vorstand einer der angrenzenden Slums seine Dankbarkeit ausdrücken, indem er die Samstag-Kindergruppe (gut 50 Kinder und Mütter) zu einem speziellen Zvieri einlädt. Das sind ganz neue Entwicklungen, die uns natürlich freuen. Eigentlich sind wir uns ja gewöhnt, dass wir um Unterstützung angefragt werden und kaum, dass lokale Gruppierungen uns unterstützen. 

Pilot-Kindergarten: Elterngespräche

Pedro und seine Frau Maria (alle Namen sind geändert!) kamen bei uns zum Elterngespräch. Pedro sagte: «Wow, so eine wertvolle Möglichkeit, über die Fortschritte und Herausforderungen unserer Tochter zu sprechen! Das gab es früher nicht. Ich hätte das auch gerne gehabt. Doch auch heute werden an den meisten Orten die Eltern nur dann zu einem Gespräch eingeladen, wenn es Probleme mit dem Kind gibt.» 

Im laufenden Jahr besuchen 14 Kinder unseren Pilot-Kindergarten im Projekthaus Pachacutec. Wir hoffen und planen, im März 2025 in unserem Neubau in Mi Peru mit dem offiziellen Kindergarten zu starten. Der kleine, provisorische Rahmen des Pilot-Kindergartens ermöglicht uns vorgängig viel zu lernen. Worauf wir uns speziell freuen: Im Rahmen eines konstanten Kindergarten- bzw. Schulangebots können wir weit intensivere Elternarbeit durchführen. Auch im Rahmen unserer Freizeitangebote versuchen wir ja immer wieder, die Begleitung von Familien in schwierigen Umständen zu gewährleisten. Doch oft ist es schwierig, die Eltern zu motivieren, die vereinbarten Termine einzuhalten. Das erleben wir anders bei den Eltern der Kindergartenkinder. Fast alle betrachten die vereinbarte Termine als verbindlich. Sie erscheinen – und die meisten sogar pünktlich.

So führten wir in den letzten Wochen vierzehn Elterngespräche durch. Tahani (Sozialarbeiterin aus der Schweiz) und ich nutzten unsere letzten Heimaturlaube, um zu lernen, wie man SSG (Schulische Standortgespräche) durchführen kann. Je eine von uns begleitete nun eine der beiden EsEs Kindergärtnerinnen bei den Gesprächen. Gerade mein Besuch, und das Dabeisein bei SSG in der Schule BALM in Rapperswil, war sehr hilfreich. Das Visualisieren anhand von Karten mit Bildern zu den verschiedenen Entwicklungsgebieten vereinfacht die Gespräche und das Beurteilen der Kinder. Einfache Ziele helfen, dass die Kinder zu Hause und im Kindergarten Fortschritte machen können. 

Einige Beispiele: Keilys und Sarahs Eltern leihen wir Bilderbücher aus, damit sie diese mit den Kindern anschauen und sich deren Wortschatz erweitert. Mario wird sein Stofftier ab jetzt mit in den Kindergarten nehmen. Wenn er wütend ist und Mühe hat, seine Emotionen zu regulieren, kann er es fest umarmen. Im Gespräch mit der Grossmutter Rosa, die die Verantwortung für ihre Enkelin übernehmen musste, da die Eltern das Mädchen verlassen haben, begannen unsere Alarmglocken zu läuten. Wir evaluierten im Gespräch das auffallende Verhalten des Mädchens. Rosas Reaktionen (ausweichende Antworten, Tränen, Schweigen) können Indikatoren für sexuelle Übergriffe vonseiten eines von Rosas Teenagersöhnen sein. Hausbesuche und weitere Gespräche mit Familienmitgliedern sind in diesem Falls unumgänglich. 

Taufe

Nach einem entsprechenden Vorbereitungskurs liessen sich in der Kirche «Nueva vida en Cristo» (im Projekthaus EsEs Kouri Han-na) drei Jugendliche und eine junge Mutter taufen. Ihnen ist der christliche Glaube wichtig geworden und sie bezeugten dies nun allen Anwesenden. 

Besuch unseres Architekten

Der Besuch unseres CH-Architekten Stefan Staub und seiner Familie (vier Kinder) war eine Bereicherung. Einerseits genoss ich es, dass mich mit seiner Ehefrau Tamara eine Freundin besuchte. Doch vor allem waren Stefans Beobachtungen und Plananpassungen für den Neubau sehr wichtig. Last but not least hat er uns auf die Wichtigkeit einer Stützmauer hingewiesen. Zum Glück! Der Sandhügel nebenan könnte eines Tages tatsächlich rutschen und ohne eine solche Sicherung die Anwesenden gefährden. 

Unsere Töchter

Wir mussten unsere zwei Töchter, Angie und Flor, aus der Sekundarschule (private Schule) nehmen. Flors Leidensdruck war nicht mehr tolerierbar. Es war vereinbart, dass die Lehrpersonen sie, mit ihren Lernschwierigkeiten, speziell hätten fördern sollen. Sie hat dazu sogar einen extra Ausweis. Doch Flor wurde im Gegenteil von diesen Leuten mit ihren Niederlagen konfrontiert und sie zeigten ihr die Liste, auf der sie als Klassenschlechteste gestempelt ist.

Angie wiederum konzentrierte sich mehr auf das andere Geschlecht, bzw. auf einen bestimmten, 19-jährigen Schüler, als auf den Unterricht. Sie muss bewusster geschützt werden. Es gibt schon genügend Teenager-Mütter in unserer Umgebung. Nun haben wir uns für Homeschooling bei einer anerkannten Online- Schule entschieden, inklusive Begleitung durch die Sekundarlehrerin Andreina. Diese kennen wir schon lange. Sie arbeitet nun also neu teilzeitlich als Lehrerin für unsere Mädchen und in den übrigen Stunden unterstützt sie EsEs in Nachhilfe, Familienbegleitung und Erziehungs-Coaching. 

Wichtige Hinweise

Gottesdienst in Meilen

Wann

Sonntag, 14. Juli 2024

Viva Kirche Meilen, Pfannenstielstrasse 1, 09.45 Uhr, mit Rolf und Miriam

Info-Zvieri 2024

Wann

Sonntag, 15. September 2024

14:00 Uhr
GV Verein “Estacion Esperanza Schweiz” (offen auch für Nicht-Mitglieder)

14:30 Uhr
Informations- und Begegnungsnachmittag mit Segensfenster und Zvieri.

Wo
Forum Kirchbühl (neben reformierter Kirche)
Kirchbühlstrasse 40, 8712 Stäfa

 

Peru-Rundreise speziell für EsEs-Freunde/innen

Wann

11.04.-18.04.2025:
Vorverlängerung mit Fokus ‘Peru Süd’

18.04.-02.05.2025:
Reise mit Fokus ‘Peru Nord’

Selbstverständlich ist auch eine Zeit in Lima und der Besuch bei EsEs vorgesehen

Informationen bei Rolf Kühni, 079 788 19 07
Viva Kirche Meilen, Pfannenstielstrasse 1, 09.45 Uhr, mit Rolf und Miriam

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Danke


Liebe Grüsse aus Lima, Miriam und Carlos Bernales-Kühni + EsEs Team 

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