Estacion Esperanza

Rundbrief März 2025

Grüezi miteinander!
In Peru sind nun die drei Monate Sommerferien vorbei. Viele Kinder verbrachten ihre Tage ohne Struktur und oft ohne Aufsicht durch die Eltern, da diese arbeiteten. Estación Esperanza versuchte in dieser Zeit, mit kostenfreien Angeboten den Kindern bzw. allen Familienmitgliedern Lernen, Geniessen und Entwicklung zu ermöglichen. Mehr dazu in diesem Rundbrief.

Vom «Dieb» zum rettenden Toiletten-Monteur

Kürzlich ging Carlos zum Bauzentrum und wollte Material zur Installation der Kindergarten-Toiletten kaufen. An der Kasse bediente ihn sein alter Nachbar und Jugendkamerad José (Name abgeändert). Dieser informierte Carlos, dass es mit einer Kundenkarte 20% Rabatt gibt. Allerdings hatte Carlos keine solche Karte und das Rabatt-Angebot war nur noch ein Tag gültig. Deshalb durfte Carlos sein Geld auf Josés Karte überweisen, damit dieser dann am Abend den Kauf mit dem Rabatt tätigen konnte (während der Arbeitszeit darf er keine Käufe tätigen). Am nächsten Morgen las Carlos eine WhatsApp-Nachricht von José: Er wolle sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben nehmen und er bitte um Vergebung deswegen. Grund: Er hatte Carlos Geld im Online Blackjack verspielt. José wurde jedoch früh genug von seiner Familie gefunden und sie brachten ihn ins Krankenhaus.

Auf dem Rückweg nach Hause wollten ihn dann Diebe ausrauben. Als sie nichts fanden, verprügelten sie ihn. Carlos lud ihn am nächsten Tag in den Gottesdienst ein und suchte danach das Gespräch. Nicht nur der physische Anblick war Mitleid erregend. Carlos erfuhr die ganze Geschichte von Josés Start der Spielsucht (grosser Erfolg) bis zum Bankrott bzw. hohen Schulden. José ist sehr intelligent und lernte das Kartenzählen im Black Jack. Das ist in Peru illegal. Er war sehr erfolgreich und gewann rund 13’000 CHF. Sein Gehalt ist 320 CHF. Er arbeitet sechs Arbeitstage pro Woche. Unterdessen hat sich dieses Glück gewendet und er ist angewiesen auf Unterstützung. Doch unterdessen verweigern ihm diese sowohl Familie wie auch Freunde. Zurzeit reicht das Geld manchmal kaum zum Essen. Wie kann er Carlos die 350 Franken zurückbezahlen? Wir schlugen ihm vor, er solle an seinem freien Tag mit Arbeiten auf unserem Grundstück den Betrag abzahlen. Am nächsten Tag stellte Carlos fest, dass der Bauarbeiter, der im Kindergarten in Mi Peru alle Toiletten und Waschtröge installieren müsste, seit über einer Woche kaum etwas getan hatte. Er wisse eben nicht wirklich, wie man dies mache.

Dieser Mann war Ersatz für den erkrankten Fachmann. Interessanterweise kennt sich hingegen José in solchen Arbeiten sehr gut aus. Und, ja: Mittlerweile hat er schon alles installiert. Zudem gab er Carlos die Erlaubnis, ihn im nationalen System für Gewinnspiele zu blockieren. Das ist ein Fall von vielen, wie sie von Estación Esperanza begleitet werden. Die Familien-Systeme und individuellen Lebensgeschichten sind oft komplex und auch traurig. Wir sind dankbar und es motiviert uns, wenn wir sehen, dass Impulse von unserer Seite Schritte in eine gute Richtung ermöglichen.

Sommeraktivitäten

Anfangs Jahr luden wir die Mütter, die regelmässig an den Aktivitäten in Mi Peru teilnehmen, zum Ideen-Sammeln ein. Wir kommunizierten Folgendes: «EsEs in Mi Peru gibt es für euch, eure Familien und Nachbarn. Was braucht ihr hier? Was ist hilfreich? Was wünscht ihr? Mit eurer Unterstützung kann EsEs viel mehr und eine bessere Arbeit machen.» Die Bereitschaft zur Mithilfe war gross. Anhand der Resultate dieses Treffens machten wir und auch die politische Gemeinde Mi Peru Werbung für unsere Sommeraktivitäten.

Am Tag der Einschreibung wurden wir überschwemmt von Personen, die sich einschreiben wollten. Wir mussten einen Einschreibe-Stopp machen, da uns nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität ein grosses Anliegen ist. Folgende Programme führten wir in den vergangenen Wochen durch: Ballett, Oratorium, Gesang, Englisch (für alle Altersstufen), «niños cientificos» (= Kinder als Wissenschaftlicher), Mal-Kurs mit einem externen Künstler sowie “¡Aguja, nunca más!” (= Kurs für Erwachsene zum Thema Umgang mit Geld). Wir freuen uns speziell über die freiwillige Unterstützung verschiedener Mütter, welche das Durchführen der Aktivitäten sehr erleichterte.

Kinderwoche

Die diesjährige Kinderwoche gestalteten wir zum Thema «Jesús sin fronteras» (= Jesus ohne Grenzen). An fünf Morgen wurde ein Kontinent fokussiert, mit Tänzen, Musik, Theater, biblischen Geschichten, Live-Schaltung nach Uganda, Basteln, Spiele und vieles mehr. Die Kinder konnten ihr Allgemeinwissen erweitern und ihre Freizeit sinnvoll gestalten. Wir wollten ihnen auf diese Weise auch vermitteln, dass Jesus an jedem Ort dieser Welt präsent ist – ohne Grenzen! Gott hat jedes Kind einzigartig geschaffen und liebt es unabhängig der Worte und Behandlung der Familie und/oder Umgebung.

Durchgeführt wurde die Kinderwoche an den EsEs-Standorten Mi Peru und Pachacutec. Hinzu kamen 15 Kinder aus Kouri Hanna. Als Abschluss der Woche führten wir einen Ausflug an den naheliegenden Strand durch. Mit täglich rund 130 Kinder und 15 Mütter waren wir sehr dankbar, dass wir von einer ‘Jugend mit einer Mission’-Bibelgruppe aus Holland unterstützt wurden. Auch die Hilfe von fünf Mütter der Umgebung freute uns äusserst. Das «Empowerment» von Nachbarsfrauen ist etwas Neues für EsEs. Das Feedback von zwei von ihnen: «So etwas, freiwillige Unterstützung leisten, haben wir noch nie gemacht. Wir sind innerlich so erfüllt und dankbar.“

Kindergarten Höhepunkt: Halleluja!

Juppy! Wir konnten am 18. März auf unserem Grundstück in Mi Peru mit dem Kindergarten starten. Ein Meilenstein! Das Ganze begann 2019, als wir nach langer Suche das 2007m2 Grundstück kaufen konnten. Die offizielle Bewilligung erhielten wir erst am 11. März, nachdem etliche andere Kindergärten und Schulen bereits mit dem Schuljahr begonnen hatten. Wir waren SEHR angespannt. Klappt es oder klappt es nicht? Im für Peru typischen bürokratischen Prozess mit vielen Leerläufen fanden die Leute ständig etwas, das geändert und nochmals geändert werden musste. Noch und noch musste Carlos Dokumente anpassen. Als beispielsweise alle Dokumente zusammen waren, sagte man uns, dass der zuständige Ingenieur unterdessen gestorben sei und seine Unterschriften damit nicht mehr gültig seien. Vier Tage vor der geplanten bzw. erhofften Einweihung erhielten wir die Bewilligung.

Kurz und Wichtig

Zusammen mit Nathalia und Rodolfo, der zukünftigen operativen Projektleitung von EsEs Peru, sind wir im Übergangs-Prozess. Wir formulieren die Wertehaltungen und Abläufe schriftlich, die bisher rein mündlich geregelt waren. Für den strukturellen und personellen Umbau haben wir rund ein Jahr Zeit. Dabei werden wir von einem externen Schweizer-Coach begleitet, der beide Kulturen und Sprachen sehr gut kennt. Momentan besucht er uns für einige Tage.

In der letzten Zeit sind vier neue Teammitglieder zum Projekt gestossen. Marilú und Dayvis (peruanisches Ehepaar, das zusammen mit Rodolfo bei ‘Jugend mit einer Mission’ gearbeitet hatte), Katherine (Kindergärtnerin), Jenny (Kinderprogramme).

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