Estacion Esperanza
Projekt-Aktuell,  Rundbriefe

Rundbrief Mai 2023

Rundbrief Mai 2023

Gibt es in Peru Bauphasen ohne grosse Herausforderungen? Wir dürfen/müssen uns wohl an diese gewöhnen und lernen immer wieder viel Neues. 

“Los Valientes”, Ganztagesangebot von EsEs

Luca ist während zwei Wochen nicht mehr zur Schule gegangen. Der Neunjährige bekommt via Patenschaft Unterstützung von Estación Esperanza und kann so für wenig Geld in eine Privatschule (vorläufig unsere Partnerschule) gehen.

Wir kontaktierten die Mutter Gloria und fragten, was los sei. Völlig aufgelöst meinte sie, dass sie umgezogen sei und den Sohn wohl nicht mehr in die Schule schicken könne. Voller Scham teilte sie uns mit, dass ihr Mann ins Gefängnis musste.
Er wird für sechs Jahre nicht mehr bei ihr und den zwei Söhnen sein.

Ob er wirklich schuldig ist, konnte nicht bewiesen werden, doch für einen guten Anwalt fehlte das Geld. Gloria musste ihre Arbeit als Kindergärtnerin kündigen, da der Minimallohn von etwa 350 CHF nicht ausreicht für alle Ausgaben, inklusive die Kinderhüte für den dreijährigen Sohn zu bezahlen.

Gloria kaufte nun bei einem Grossverteiler Unterwäsche, die sie wiederum auf der Strasse weiterverkauft. Der Dreijährige begleitet sie dabei. Gloria erzählte weiter, dass Luca momentan bei ihrer Schwester wohne, da sie so viel weine und er nicht wissen solle, dass der Vater im Gefängnis ist. Wir konnten ihr beim Erstellen einer Tagesplanung helfen, denn Routine ist in solchen Situationen hilfreich. 

Weiter konnten wir ihr aufzeigen, dass sie Luca die Wahrheit über den Vater sagen soll. Und dann fanden wir auch eine Lösung für die Schule: Sein Onkel wird das Schulgeld bezahlen. Er kommt wieder zurück in unseren Slum, wird hier zuerst bei einer Tante wohnen, doch es ist vorgesehen, dass auch Gloria bald wieder an den gewohnten Wohnort zurückkehrt.

Luca wird von uns vorläufig kostenlos in das Programm «Los Valientes» (die Mutigen) aufgenommen. Hier bietet Estación Esperanza für Kinder aus besonders an-spruchsvollen Familiensituationen Mittagessen und Nachmittagsprogramm an (Hausaufgabenhilfe, Spiele, Englisch, Einzelgespräche).

Mit diesem Angebot starteten wir diesen März und momentan haben wir fünf Kinder bei den «Los Valientes». Gloria wird auch weiterhin von uns begleitet. Nun versucht sie, Geld für ihren Mann im Gefängnis zu verdienen. Eine Matratze gibt es dort nämlich nur gegen Geld. Zudem möchte der Mann an einem Schreinerworkshop mit mitmachen. Doch auch dafür muss er das Material kaufen.  

EsEs bekam von der politischen Gemeinde Mi Peru eine offizielle Auszeichnung für die Leseförderung im Bezirk (Foto: Anlass April) 

Zweite Bauphase des Kindergartens

Die Bürokratie in Peru ist sehr komplex und nervenaufreibend. Wir wollen zudem die Zeit nutzen, in der Theo, der Bauleiter aus der Schweiz, bei uns ist. So sind wir froh, dass im Mai trotzdem noch Verschiedenes gebaut werden konnte.

Theo und seine Frau Uschi reisen nämlich Ende Monat zurück in die Schweiz. Zu wissen, dass eine professionelle und vertrauenswürdige Person während dem Bauen präsent ist, gibt uns innerlich sehr viel Ruhe. Schon zu Beginn der Bauphase fielen Theo verschiedene wichtige Dinge auf, welche die Baufirma ignoriert hatte. Wir hoffen und beten, dass wir bald die Baubewilligung erhalten sowie die nötigen Finanzen, um den Kindergarten weiter- bzw. fertigzustellen.

Da wir während der Bauphase aus Sicherheitsgründen kein Kinderprogramm auf unserem Grundstück durchführen können, mussten wir einen Plan B ausarbeiten. Wir konnten mit den zwei benachbarten SlumsChefs sprechen und führen das Samstagprogramm abwechslungsweise dort durch. In einem Slum findet das Programm inmitten der Hütten statt, im anderen Slum in einem grösseren Gemeinschaftsraum bzw. Hütte. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit den Slums Chefs bzw. deren Vorständen, sowie den neuen Kontakten mit den Nachbarn. 

Offizielle Anerkennung der Grundstücke in Kouri hanna (1. Projekthaus)

Die Vor gut 27 Jahren zog die Familie von Carlos inklusiv dem sechsjährigen Carlos nach Ventanilla in den Slum Kouri Hanna. Am Ort, wo die Familie Bernales während fünfzehn Jahren in einer Hütte ohne Wasser, Toilette und Dusche gewohnt hatte, steht seit einigen Jahren das erste Projekthaus von Estación Esperanza.

Die Slums, welche um Lima herum in den vergangenen Jahrzehnten entstanden und um Millionen von Einwohner gewachsen sind, werden in Peru «Pueblos Jóvenes» (junge Dörfer) genannt. Fast alle sind durch illegale Inbesitznahme entstanden. Oft wurden von verschiedenen Familien Nacht- und Nebelaktionen durchgeführt. In der Nacht wurden primitive Hütten aufgestellt.

Am nächsten Tag hoffte man, dass die Polizei einem gewähren liess. Heutzutage ist es kaum noch möglich, solche Aktionen durchzuführen. Die Gesetze sind strenger geworden. Carlos Familie sowie die anderen 160 Familien, die Kouri Hanna gründeten, wollten jedoch nichts Illegales machen. Sie kauften die Grundstücke für ihre Häuser. Das Problem war jedoch, dass sich bald herausstellte, dass der Verkäufer ein Betrüger war. Dieser Verkäufer verschwand und mit ihm das Geld.

Während fünfzehn Jahren versuchten andere Gruppen, die Bewohner von Kouri Hanna zu verjagen. Mit Gottes Hilfe und dank der cleveren Slum-Chefin (z.B. Fernsehen kommen lassen), konnten alle Angriffe abgewehrt werden. Nach und nach entwickelte sich Kouri Hanna. So wurde beispielsweise ein Wasser- und Abwassersystem gebaut.

Das Stromsystem ist nach wie vor dürftig, da der Slum bis jetzt nicht offiziell anerkannt wurde. Strom wird durch lange Kabel von Häusern auf der anderen Seite der sechsspurigen Strasse genommen. Es handelt sich im wahrsten Sinn um eine «Bastelarbeit». Alle Einwohner von Kouri Hanna waren froh, dass man vor etwa acht Jahren von der politischen Gemeinde eine «Certificado de Domicilio » (Wohnsitzbescheinigung) bekommen konnte.

Somit war klar, dass einem das Grundstück bzw. Haus nicht mehr weggenommen werden konnte. Nun endlich nach 27 Jahren, werden wir in den nächsten Monaten offizielle Besitzer des Grundstücks. Zu dem wird die politische Gemeinde geteerte Strassen sowie ein offizielles Stromnetz bauen. Wir freuen uns sehr darauf. 

Highlights

Dank einer grosszügigen Spende von KLM (Stiftung Wings of Support), konnte EsEs ein Büsschen für den Transport von Material und Gruppen kaufen. EsEs bekam eine Auszeichnung von der politischen Gemeinde für Leseförderung im Bezirk Mi Peru. 

Wichtige Daten
27 August, 09:40 Uhr:
EsEs-Gottesdienst in Bad Ragaz, mit Apéro

10 September, 14:30 Uhr:
EsEs-Jahrestreffen in Stäfa

Danke

Wir wünschen alles Gute und Gottes Segen.

Liebe Grüsse aus Lima, Miriam und Carlos Bernales-Kühni

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