Estacion Esperanza

Rundbrief Mai 2025

Grüezi miteinander!
Carlos erhielt vor einigen Wochen einen Anruf. Pedro (Name ab-geändert) rief aus dem Gefängnis an. Vor wenigen Wochen hatte er noch neben unserem Grundstück in Mi Peru gewohnt. Im Gefängnis war er, weil er einen Nachbarn erschossen hatte. Pedro sagte am Telefon: «Carlos, ich möchte um Vergebung bitten. Als Anführer einer Bau-Mafia habe ich euch während den Bauphasen Geld gestohlen bzw. euch erpresst. Es tut mir so leid. Die Arbeit von EsEs ist so wertvoll. Im Gefängnis ist mir der christliche Glaube wichtig geworden. Ich bin hier Teil einer Kirche geworden und erzähle in anderen Pavillons von Gott. Gerne möchte ich, dass mein Sohn auch zu euch ins Projekt geht.»
Solche und andere Vorkommnisse sind Ermutigungen für uns: Estación Esperanza ist eine Hoffnungsstation.

Herausforderungen vor dem Kindergarten-Start

Wir staunen immer noch und sind voller Dankbarkeit, dass wir vor gut zwei Monaten den Kindergarten in Mi Peru eröffnen durften. Immer wieder erinnern wir uns an schöne und schwierige Situationen, die den Weg dahin geprägt hatten:
2019 Kauf Grundstück von 2007 m2 (der Verkaufspreis betrug USD 400/m2 – doch wir mussten nur USD 100 bezahlen) Danach suchten wir während eines Jahres vergeblich, die nötige Schutzwand aufzurichten. Wir erhielten keine Bewilligung. Schliesslich blieb uns nur Beten und Fasten übrig. Dann starb der Bürgermeister an Corona und nach nur einer Woche hatten wir die Bewilligung. Er und seine Leute hatten beabsichtigt, unser Grundstück (sowie andere ringsum) illegal an sich zu nehmen.

Als Nachbarn kamen und uns bedrohten, verspürten wir grosse Unsicherheit. Sie dachten, wir nähmen ihr Landstück weg. Sie wussten nicht, dass es einen legalen Besitzer in den USA gab. Der hatte uns das Landstück verkauft. Heute fühlen sich viele als Teil von EsEs. Die Liste an Herausforderungen ist lang: Baumafias, Baustopp von politischer Gemeinde, Schwierigkeiten beim Erhalten von Licht- und Wasseranschluss, Fehler beim Bauen, Baufirma zahlte dem Staat die Steuern nicht und uns drohten riesige Bussen usw.

2024: Information, dass wir in einer ökologischen Zone weder Kindergarten noch Schule bauen dürfen. So ein Witz! Hier ist überhaupt nichts ökologisch! Unterdessen erhielt EsEs als allererste Liegenschaft im Bezirk Mi Peru eine provisorische Zonenänderung.

2025: Kontroll-Besuch durch staatliche Behörden, verbunden mit unglaublich viel Bürokratie. Dabei informierte man uns über ein neues Gesetz. Offensichtlich legt die Regierung wenig Wert auf die Bildung der einfachen Leute. Die Kontrollperson meinte dazu: «Es ist einfacher, Leute mit weniger Bildung zu manipulieren.» Vieler seiner Arbeitskollegen, erklärte er, suchten gemäss Vorgaben der Vorgesetzten nach Details, durch die eine Bewilligung für Kindergärten und Schulen verhindert werden könnten.

Die nächste Überraschung erfolgte unmittelbar: Unsere Anträge waren plötzlich nicht mehr gültig, da die Unterschrift von einem Ingenieur gemacht wurde, der vor einigen Monaten gestorben war. Doch wie im letzten Rundbrief erwähnt: Am 18. März 2025 starteten wir auf unserem Grundstück in Mi Peru mit dem Kindergarten! In diesem Schuljahr haben wir noch wenige Kinder, da die meisten Eltern die Einschreibungen anfangs Jahr bei anderen Institutionen machten. Aber eigentlich ist das für die Anfangsphase gar nicht so schlecht.

Kinder lernen lernen – und die Eltern auch

In diesem Pilotjahr haben wir damit genug Kapazitäten, die Elternarbeit zu fokussieren. So führten wir schon vor den Einschreibunen ausführliche Erstgespräche und besuchten die Familien. 

Wir konnten das Umfeld des Kindes besser verstehen und eine Vertrauensbasis zu den Erziehungsberechtigten aufbauen. Im April fand der erste Elternabend zum Thema Erziehung und Beziehung statt. Zu dem bieten wir am Freitagmorgen, wenn die Eltern die Kinder abgeben, während 45 Minuten Folgendes an: Gebet und Input zu einem biblischen Thema mit Verbindung zum Leben.

Die Teilnehmenden bekommen jeweils einen Kaffee und ein Brötchen. Eine weitere Schwierigkeit sahen wir darin klarzumachen, dass gute Qualität nicht bedeutet, viele Hefter zu füllen und stundenlang Hausaufgaben zu erledigen. Kinder sollen «Kinder sein» und spielend lernen. Für viele Eltern ist das neu, doch sie merken, dass dieser Weg für die Kinder motivierend ist.

Initiative des zukünftigen Leiterehepaars

Nathalia und Rodolfo nahmen erste Änderungen vor. Nun sind die Teamsitzungen jeweils nicht mehr am Sonntag um 8:30 Uhr, sondern am Freitagnachmittag. So können auch die zwei neuangestellten Kindergärtnerinnen dabei sein und es gibt mehr Zeit für den Austausch und um selbst aufzutanken. Zeiten mit Gott für das Team, um selbst Hoffnung und Energie aufzutanken, ist wichtig. Nur so können wir diese anderen weitergeben. Ende April besuchten sie als Team – wir waren nicht in Lima – einen Park, um zu spielen und singen und Leuten von EsEs zu erzählen. Da kam der Bürgermeister vom Bezirk Ventanilla (viel grösserer Bezirk als Mi Peru) auf sie zu. Bis jetzt wussten wir nicht, wie wir mit diesem einflussreichen Mann Kontakt aufnehmen konnten. Er zeigte sich sehr interessiert für EsEs, gab seine Telefonnummer und zeigte Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit auf. Seither darf Rodolfo Unihockey auf dem Sportareal der politischen Gemeinde anbieten und diesen Sport bekannt machen.

Kurz und Wichtig

Vor einigen Wochen flog ein EsEs Unihockey-Junior-Team nach Tarapoto (Stadt im Dschungel) zu einem nationalen Turnier. Es ist eine Sportart, die in Peru noch nicht bekannt ist und dementsprechend war es ein kleiner Anlass. Unser Team siegte. Die 15 Eltern, die ihre Kinder begleiteten, waren äusserst stolz. Viele waren vorher noch nie in ihrem Leben in einem Flugzeug. Dabei sind Inland-Flüge in Peru wirklich kostengünstig.

Carlos und ich durften Freunden und Bekannten Peru zeigen (total 29). Die dreiwöchige Peru-Gruppen-Reise war eine vielseitige und bereichernde Zeit. Wir selbst staunten wieder über die Vielfalt dieses Landes. Nur schon die Tatsache, dass Peru das Land mit weltweit den meisten Mikroklimatas ist (28 von 32) ist eindrücklich. Der Höhepunkt bildete für uns der Besuch von EsEs an Ort und Stelle. So eine Freude, Menschen, die mit unserem Projekt so positiv verbunden sind, zu zeigen, was in den vergangenen Jahren alles entstehen durfte.
Vor dem Ostergottesdienst gab es bei Nachbarinnen Kochkurse. Unsere Gäste genossen das Essen der drei Hauptregionen (Regenwald, Bergregion der Anden und Küste). Das EsEs-Team und die Kochlehrerinnen wiederum genossen – zusammen mit ihren Familien – die Schweizer Schokoladeneier. Natürlich mussten sie diese vorher suchen.

Dieses Jahr möchten wir alle paar Wochen in Mi Peru einen Frauenabend durchführen. Es gibt wenige Möglichkeiten, wo Frauen etwas kostenlos tun können, das ihnen gut- tut. Die traditionelle Rollenverteilung gibt diese Freiräume eher den Männern. An unserem zweiten Frauenabend konnten die Frauen an drei Posten Folgendes lernen und geniessen: Gesichtsmasken, Massage und Fussbad/-massage. Eine Schweizer Freundin war zu Besuch und bereicherte den Abend, passend zum Thema «Körper», mit ihrem Wissen als Ernährungsberaterin.

Gebetsanliegen

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