Rundbrief November 2024
Grüezi miteinander!
Wir haben nach dem Aufenthalt in der Schweiz wieder gut in Peru gestartet. Es war dieses Mal ein ganz anderes Bewusstsein und Gefühl damit verbunden als in den vergangenen Jahren. Mehr dazu später – aber vermutlich haben einige eine Ahnung.
Bei EsEs zu Friseurinnen ausgebildet
Noemi und Lea (Namen sind abgeändert) meldeten sich vor bald einem Jahr beim EsEs-Ausbildungskurs auf dem Grundstück in Mi Peru an und eigneten sich Wissen im Bereich Frisieren und Haareschneiden an. Die ausgebildete Friseurin Vicky, Freundin von Carlos Mutter, hatte uns diese Möglichkeit angeboten – und zwar ohne ein Honorar zu wünschen. Leider war es nicht allen Teilnehmerinnen möglich, konstant am Kurs teilzunehmen. Noemi und Lea aber unterstützen unterdessen Vicky tatkräftig an zwei Tagen pro Woche in ihrem Salon. Sie verbessern dort nicht nur ihre Fertigkeiten, sondern lernen auch den Umgang mit der Klientel.
Gerade im Gebiet, wo sich der Salon befindet, fehlt es nicht an konfliktiven Personen. Für Vicky ist die Unterstützung wiederum ein grosser Segen. Ihr Mann, ebenfalls Friseur, hat Krebs und kann nur noch selten im Salon arbeiten. Momentan nehmen Noemi und Lea zudem an unserem Kurs «Aguja ¡Nunca más!» (= «Nie mehr Pleite sein») teil. Das Aneignen und Umsetzen von Kenntnissen für den Umgang mit Geld, Sparen, Gefahren des Kredit-Aufnehmens usw. sind fundamental für den beruflichen Erfolg. Das ist Prophylaxe gegen den verbreiteten verantwortungslosen Umgang mit dem Geld, der bei vielen Familien zu grossen Schwierigkeiten und belastenden Schulden-Spiralen führt. Nicht selten bzw. wenn die Bank keine Kredite mehr gibt, wird Geld bei der Mafia ausgeliehen. Wenn dieses Geld – inkl. hohe Zinsen nicht pünktlich zurückbezahlt wird, kann es gefährlich werden.

Teamretraite
Das EsEs-Team freute sich auf die zweieinhalbtägige Teamretraite ausserhalb von Ventanilla. Ich selbst war mit Yosias, Mael und meiner Schwiegermutter Elvira schon einige Stunden vor dem geplanten Eintreffen des Teams im Gästehaus angekommen und bereitete den Anlass vor. Als meine Apfelkuchen (Nachfeiern von Carlos Geburtstag) sowie die Brötchen, mit dem von der Schweiz mitgebrachten Trockenfleisch und dem Käse, schon beinahe bereit waren, kam der erste Anruf von Carlos. Albert, ein Teammitglied, müsse wegen seines kranken Hundes «Chocolate» in Ventanilla bleiben. Einen Tag zuvor mussten wir das Projekthaus Kouri Hanna wegen Flöhen, die von eingenisteten Tauben gebracht wurden und die uns Menschen bissen, ausräuchern Nach der damit verbundenen Evakuierung erwischte der Hund scheinbar etwas vom ausgestreuten Gift. Ich war traurig, denn mir war es sehr wichtig, dass alle vom Team an der Retraite teilnehmen konnten. Beim zweiten Anruf informierte mich Carlos, dass das Team etwa eine Stunde Verspätung hätte. Grund: Der viele Verkehr an Halloween. Dann kam sein dritter Anruf: «Miriam, tief durchatmen! Unser EsEs-Büsschen ist kaputt gegangen und wir können es nicht reparieren». Schlussendlich mussten wir den ersten Programm- Block auf den nächsten Tag verschieben. Glücklicherweise konnte Albert am Morgen früh doch noch zu uns stossen. Kaum bin ich von der Schweiz zurück, wird mir wieder bewusst, wie wichtig in Peru die Pläne B, C und D sind.
Es ging in dieser Team-Retraite um ‘bei Gott auftanken und die Gemeinschaft im Team pflegen’. Während des Jahres sind die Teammitglieder stets für andere da: Motivieren, ermutigen, arrangieren, aktivieren, beten … geben was möglich ist und benötigt wird. Für diese Tage gestalteten Carlos und ich mit der Unterstützung eines externen Pastors für das Team eine Zeit des Kraft-Schöpfens, Reflektieren und Geniessens. Der Titel lautete: ‘Umgang mit Riesen’ (= Angst, Herausforderungen, Trauer, Konflikte usw.).
Als Grundlage diente das Buch «Die Riesenberge» (Max Bolliger und Stepa Zavrel) sowie in der Bibel die Texte 4. Mose (Numeri) Kapitel 13 und 14 (1- 11). Die Riesen in unserem Leben werden mächtiger, wenn wir sie in den Mittelpunkt stellen und wir Angst vor ihnen haben. Sie führen zu zwischenmenschlichen Konflikten, beeinflussen unser Verhalten und erscheinen uns schlussendlich als unbesiegbar. David besiegte Goliath mit Gottes Hilfe (1. Samuel 17:45-47). Er hatte den Mut, sich dem Riesen zu stellen, obwohl es an negativen Stimmen und Entmutigungen seitens seines ältesten Bruders, des Königs Saul sowie Goliaths selbst nicht fehlte.
An der Retraite wurde das Team zudem darüber informiert, dass wir im Frühjahr 2026 in die Schweiz ziehen werden. Es war ein Moment des Traurigseins, doch sehr ermutigend war, wie das Team seine Unterstützung gegenüber Nathalia und Rodolfo, dem zukünftigen Leiterehepaar für den operativen Bereich, kundtaten. Wir spüren schon jetzt die zunehmende Präsenz und das Mittragen von Nathalia und Rodolfo. Bereits während unseres Schweizeraufenthaltes leisteten diese zwei ausgezeichnete Arbeit. Wir durften zudem mit ihnen und unserem externen Schweizer Coach bereits die erste Sitzung durchführen. Fundamental ist, dass er beide Kulturen sowie Sprachen sehr gut kennt. Er wird in den nächsten eineinhalb Jahren die Transition be-gleiten. Jedenfalls führte diese völlig neue Situation zu unserer ganz anderen Stimmung nach der Rückkehr aus der Schweiz. Wir spüren bereits etwas Abschieds-Schmerz und gleichzeitig eine Art von erneuerter Motivation.

Jugendwochenende
«Ich bin besorgt, dass ich am Morgen um 7 Uhr nicht allein aufwache.», sagte Pedro. Ich erklärte ihm, dass man in einem Zimmer mit vielen anderen Jugendlichen oft sogar sehr früh geweckt wird oder ansonsten wir Leiter ihn wecken. Für viele Jugendliche war es das erste Wochenende ausserhalb ihrer Familie. Nur wenige Eltern fördern die Selbständigkeit ihrer Kinder. Ein Grund dafür: Es gibt nur wenige sichere Orte. So war das Lager für über 50 Teilnehmenden ein Höhepunkt: Raus aus Ventanilla in ein Lagerhaus mit grünem Umschwung und Schwimmbecken, vielseitiges Programm, Lagerfeuer und Impulse aus der Bibel, die zum Nachdenken und Wachsen anregten. Mit von der Partie war unsere ‘Partnerschule’. Etliche Jugendliche meldeten sich über deren Teilnahme an. Unser kleines EsEs Leiterteam hätte dieses Lager nicht ohne die Unterstützung von elf EsEs-Jugendlichen durchführen können. Diese Jugendlichen waren vor einem Jahr selbst noch Teilnehmende. Im Jahr 2024 wurden sie von uns gefördert und immer öfters als Hilfsleitende eingesetzt. Doch nichtsdestotrotz waren verschiedene Aufgaben im Lager für sie eine Herausforderung, welche sie mit Bravour meisterten. Wir sind voller Dankbarkeit, dass hier die Nachhaltigkeit von EsEs sichtbar ist.

Kurz und Bündig
Anfangs November starteten wir mit dem Bau des Kindergarten-Spielplatzes auf dem Grundstück in Mi Peru.
Wir sind dankbar für die vier Volontärinnen aus Deutschland bzw. der Schweiz, welche uns tatkräftig und mit viel Leidenschaft unterstützen. Leider müssen wir momentan alle weiteren Anfragen ablehnen, da wir uns entschieden haben, maximum vier gleichzeitig einzusetzen. Das neueingeführte Patenschafts-System (jede Volontärin ist einem Teammitglied zugeteilt) sowie die monatlichen Treffen bewähren sich. Unter den Volontärinnen befinden sich zwei Sozialarbeiterinnen und eine Lehrerin. Diese dürfen wir spezifisch in den entsprechenden Bereichen einsetzen. Alyna ist mit achtzehn Jahren die Jüngste der vier. Sie hilft regelmässig mit der Betreuung von Mael und Yosias. Das ist eine grosse Entlastung.




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