Estacion Esperanza

Rundbrief April 2024

Grüezi miteinander!
Diese Binsenwahrheit passt speziell zu den vergangenen Wochen bzw. unserer aktuellen Situation. In diesem Rundbrief berichten wir gerne über den Einsatz von Künstlern von «Cup of Color», über unser Osterlager, sowie über die offizielle Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde Mi Peru.
(Übrigens: Namen im Text sind abgeändert) 

“Cup of Color”

Vier Künstler aus Europa und Asien der NGO «Cup of Color» besuchen uns für einen Monat. Sie gestalten in Zusammenarbeit mit den Nachbarn des Grundstücks ein Wandbild am Gebäude. Die Impulse dazu sollen hauptsächlich von den Leuten vor Ort kommen, wozu diese wie auch unser Team interviewt wurden, z.B. 

Was möchtest du, dass die Menschen sehen, wenn sie zu unserem Kindergarten bzw. unserer Schule kommen? 
Wenn du deinem Kind einen Satz sagst, welcher wäre das? 
Welchen Satz hättest du gerne einst von deiner Mutter gehört? 

Anhand der Antworten wird zurzeit ein Entwurf des Bildes skizziert. Wir hoffen, dass wie schon so oft Gott auch diesen Prozess leitet. «Cup of Color» möchte Hoffnung vermitteln und Menschenherzen berühren. 

So wird die Nachbarschaft während eines ganzen Monats in den Prozess integriert. Hoffentlich entstehen dadurch wiederum neue Beziehungen! Es gibt viele Drogenabhängige und Delinquente in der Nachbarschaft. Carlos wurde von einigen dieser Leute kürzlich mit bösartigen Drohungen im Stil einer Bau-Mafia kontaktiert. Auch diese Männer erhalten, wie alle anderen Väter, eine Einladung. Sie können an zwei Sonntagen mit ihren Kindern zum Bauplatz kommen und gemeinsam mit den vier Künstlern malen. Auf diese Weise hinterlassen sie positive, nachhaltige Spuren bei EsEs und im Leben ihrer Kinder. Während der übrigen Tage haben alle anderen Nachbarn die Möglichkeit, sich einzubringen. 

Osterlager

Schon vor dem Besuch von «Cup of Color» rüsteten wir eines der Pachacutec Projekthäuser besser aus, für Gäste wie auch für Lager. Der unmittelbare Anlass: Wir führten ein zweitägiges Osterlager durch. Auf die grosse Anzahl der Teilnehmenden waren wir aber nicht vorbereitet. Dank Maträtzchen am Boden konnte trotzdem für alle ein Schlafplatz gefunden werden. Die Kleinkinder schliefen allerdings in den Betten ihrer Mütter. 

Ob persönliche Schuldgefühle oder Wunden wegen schweren Schicksals (unheilbare Krankheit, Abtreibung, sexueller Missbrauch, Mann an Corona gestorben usw.) – alle Erwachsenen im Lager trugen Lasten auf ihrer Seele. Geld für professionelle Hilfe ist nicht vorhanden und es kommt auch nicht in Frage, dass sich Betroffene ihren Nachbarn oder Amigos anvertrauen. Obgleich es hier angeblich keine Einsamkeit gibt, vertrauen sich die Menschen gegenseitig sehr selten. Wirkliche Freundschaften hat fast niemand. Frauen aus der Umgebung sagen mir immer wieder: «Ich lernte, dass man nicht vertrauen darf.» Vielleicht stiess deshalb unser Osterlager-Angebot auf so grosses Interesse? 

So meinte Natasha nach dem Lager: «Dass ich mal etwas für mich selbst machen dürfe, hätte ich nie gedacht. Ich fühle mich jetzt so viel leichter. Ich konnte verschiedene Lasten Gott abgeben.» Diese Frau hat selbst zwei Kinder und als vor drei Jahren ihre Schwester starb, nahm sie noch deren drei Kinder zu sich. Ihr Mann ist keine Unterstützung. Während dem Lager wurden die Kinder und Jugendlichen mit einem altersgerechten Programm beschäftigt und die Teilnehmenden mussten weder kochen noch putzen. So konnte sich Natasha Zeit für sich selbst bzw. den Kurs nehmen. 

Wir wissen, dass solche Traumata nicht in zwei Tagen verarbeitet werden können. Doch nur schon einen Heilungsprozess anregen, an einem sicheren Ort über Verletzungen sprechen, gehört werden und mit anderen beten… Das sind ganz wichtige Impulse und erste Schritte. Zudem dürfen alle weiterhin stets das Gespräch mit uns suchen. 

Politische Gemeinde: Kooperation 

Carlos und der Bürgermeister Irvin Chávez unterschrieben am 11. April eine Vereinbarung für die Zusammenarbeit zwischen der politischen Gemeinde und EsEs. Ziel des Kooperationsvertrags ist, gemäss politischer Gemeinde, die Stärkung der Bildungsaktivitäten für Kinder und die Ausweitung der Dienstleistungen, die den Familien des Bezirks direkt zugutekommen. Für EsEs bedeutet dies nichts anderes, als das zu tun, was wir sowieso tun. Wir freuen uns sehr über das Interesse und die Hilfe des Bürgermeisters. Irvin hat uns mit der Baubewilligung für den Kindergartenbau sowie für den Wasser- und bald auch Stromanschluss sehr geholfen. Nun unterstützt er uns im Prozess jener Genehmigung, die wir für das Führen eines Kindergartens bzw. einer Schule benötigen. 

Solche Dinge dauern dank der Bürokratie in Peru und der Ineffizienz staatlicher Stellen oft jahrelang. Irvin weiss, dass EsEs keine Korruption praktiziert und er somit keine Schmiergelder erhält. Was für ein Unterschied zum vorletzten Bürgermeister, der vor drei Jahren an Corona starb! Dieser tat während einem Jahr alles nur Erdenkliche, damit wir keine Bewilligung für die Schutzmauer erhielten, geschweige denn eine Baubewilligung für das Gebäude. 

Schulbesuch ist obligatorisch 

Ein gutes und bezahlbares Bildungsangebot durch EsEs wird für den Bezirk ein Gewinn sein. Es gibt viele Situationen, in welchen das peruanische System keine Lösung bietet. Theoretisch müssen alle Kinder die Schule besuchen.
Nur: Wie steht es mit Leuten wie der Familie Rivario? Sie zog vor drei Monaten mit vier Kindern vom Regenwald nach Lima, weil sie sich hier ein besseres Leben erhoffte. Die erlebte Realität entspricht überhaupt nicht den Erwartungen. Rivarios wohnen gleich neben unserem Grundstück. Die beiden grösseren Kinder gehen nun ohne Schulabschluss einer Arbeit nach.

Die beiden Kleineren (10 und 12 Jahre alt) können weder lesen noch schreiben. Sie gingen zwar vor Corona in die Schule, doch dann wurden die Schulen für zwei Jahre geschlossen. Ohne elektronische Geräte war eine Beteiligung am Onlineunterricht nicht möglich. Nach der Pandemie durften die Knaben die verpassten Schuljahre nicht repetieren (präsidiales Gesetz), doch die Schulen konnten die beiden wegen ihrer Wissenslücken nicht in die Klassen mit Gleichaltrigen aufnehmen. Momentan erhalten sie von einer Volontärin Nachhilfeunterricht. Wir suchen aber eine Lösung, um sie noch während dieses Jahres in eine Schule zu integrieren. Würde es die EsEs-Schule schon geben, hätten wir weniger Mühe, eine Lösung zu finden. 

Wichtige Hinweise

Am 15. September 2024 findet der diesjährige Info-Zvieri in Stäfa statt. Wir werden als Familie Bernales mit den beiden Buben anwesend sein.
Im April 2025 findet eine Peru-Nord-Rundreise statt. Als ‘Vorverlängerung’ führen wir zusätzlich eine Süd-Tour durch, mit Machu Picchu, Cusco und Umgebung, Titicaca See. Natürlich nehmen wir uns auch Zeit für Lima und für einen Besuch bei Estación Esperanza.
Diese Reise ist speziell für jene gedacht, die Estación Esperanza auf irgendeine Weise unterstützen.
Informationen sind erhältlich bei Rolf Kühni, 079 788 19 07 oder rolfk@windloc.com

Danke


Liebe Grüsse aus Lima, Miriam und Carlos Bernales-Kühni + EsEs Team 

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