Estacion Esperanza
Menschen erzählen

Völlig kaputt

Ich bin überhaupt kein Vorbild für meine zwei kleinen Kinder. Aber ich weiss nicht, wie ich mein Leben ändern kann. Ich möchte auch gerne wie du in die Kirche gehen, doch Gott möchte sicherlich nichts von mir wissen. Bitte hilf mir Carlos …!”

So etwa tönte es, als vor einigen Wochen Gino auf Carlos zukam. Unter Tränen erzählte er ihm aus seinem Leben und bat ihn um Hilfe. Carlos kennt Gino seit vielen Jahren, denn sie wuchsen zusammen im gleichen Slum auf. Nur: Was sagt man jemandem, der schon andere Menschen umgebracht hat, um nicht selbst umgebracht zu werden? Gino verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Drogenverkauf und Diebstählen, die er mit seinen Kollegen beging.


Ich kann so nicht weiterleben… Mein leben ist völlig kaputt.

Gino

Es ist schön, wenn solche Menschen zu uns Vertrauen entwickeln, doch wie gehen wir um mit solchen Geständnissen und wie können wir helfen, wenn jemand wirklich das Leben ändern möchte? Carlos begleitete Gino in den letzten Wochen des vergangenen Jahres (2015) intensiv. Gino konnte mit dem Drogenkonsum aufhören und besucht nun ab und zu eine Kirche in der Nachbarschaft. Dank dem Bau vom Haus Estación Esperanza konnten wir ihm hie und da Arbeit geben und er musste keine Diebstähle begehen. Kurz vor Weihnachten hatten wir aber keine Möglichkeiten mehr, ihn zu beschäftigen. Er brauchte Geld und seine Kollegen animierten ihn, sie zu begleiten, um auf die altbekannte Art schnell an Geld zu kommen. Während diesem innerlichen Kampf rief er Carlos an und mit dessen Unterstützung in Gespräch und Gebet konnte er der gravierenden Versuchung widerstehen.

Wir halfen ihm dann bei der Finanzierung eines kleinen Schweissgeräts (Gino ist spezialisiert auf Schweissen). Dank dieses Geräts findet er nun manchmal eine Beschäftigung auf einer Baustelle. Der Blick von Gino hat sich verändert. Er kann den Leuten in die Augen schauen . Sein Gesicht hat Farbe gewonnen. Doch: Das ist erst der Beginn eines langen Wegs mit vielen Steinen, über die er straucheln könnte.


Es gibt viele junge Männer – und auch junge Frauen – wie Gino, die keine Zukunftsperspektiven haben. Wir versuchen zu helfen, stossen aber bald an Grenzen. So ist uns Ginos positive Entwicklung eine besonders grosse Freude und auch eine Ermutigung: Dranzubleiben, weiterzubeten und weiter auf die Menschen zuzugehen.

Miriam Bernales

Und wir haben eine Vision: Nämlich dass wir in einigen Jahren eine Werkstatt eröffnen, beispielsweise eine kleine Schreinerei, in der aus Paletten Möbel hergestellt werden. In einer solchen Werkstatt könnten Jugendliche beschäftigt, ausgebildet und persönlich begleitet werden.

Ob diese Vision wirklich der Weg ist, den Gott uns führt – oder einfach ein Wunschtraum, das wollen wir in der nächsten Zeit herausfinden. Dazu sind wir auf euer Feedback und auf euer Gebet angewiesen. Denn natürlich gibt es auch andere Wege, den Menschen in Ventanilla Hoffnung weiterzugeben. Schritt für Schritt wollen wir vorwärtsgehen, auch wenn wir manchmal lieber rennen und alles auf einmal anpacken würden. Mit Sicherheit käme das aber, ohne die göttliche Führung, nicht gut heraus. 

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